Ausflugstipp: Seehundsommerfest am 5.8. in Friedrichskoog

Ein Besuch in der Seehundaufzuchtstation Friedrichskoog lohnt sich zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter, der Höhepunkt des Jahres ist aber immer das Seehundsommerfest, mit dem der Stationsgeburtstag gefeiert wird. Am 5. August gibt es viele Veranstaltungen für Groß und Klein: Führungen, Tombola, Puppentheater, Kinderschminken, und und und. Kinder haben freien Eintritt, die Erwachsenen zahlen einen ermäßigten Eintritt.

Als in den 50er Jahren in Friedrichskoog einige Bewohner in ausrangierten Badewannen in ihren Gärten erste Hilfe für kleine Heuler leisteten, ahnte niemand, dass hier der Grundstein für die Seehundstation Friedrichskoog gelegt werden würde. Diese wurde 1985 gegründet und wächst seither stetig. Als einzige staatlich anerkannte Aufzuchtstation für Seehunde und Kegelrobben in Schleswig-Holstein kümmert man sich hier in enger Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Wattenmeer um Heuler und andere hilfsbedürftige Robben, und das alles ausschließlich finanziert über Spenden und Eintrittsgelder.

Bild: © Seehundstation Friedrichskoog

Ein echter Heuler?

Nicht jedes Jungtier, das alleine am Strand liegt und jämmerliche Töne von sich gibt, ist ein Heuler. Die Töne dienen der Verständigung mit der Mutter, die vielleicht nur kurz zum Jagen unterwegs ist. Ob ein Tier wirklich dauerhaft verlassen und deshalb hilfsbedürftig, also ein echter „Heuler“, ist, kann nur ein Fachmann entscheiden. Deshalb, Abstand halten, Finger weg und am besten die Polizei verständigen. Die benachrichtigt dann die zuständigen Stellen, damit ein echter Heuler, der am Strand von Schleswig-Holstein aufgefunden wird, auf schnellstem Weg nach Friedrichskoog kommt.

Dort werden jedes Jahr in den Sommermonaten bis zu 400 Seehundheuler aufgezogen – und im Winter sind es dann noch einmal 20-30 Kegelrobbenheuler. Sie alle müssen während ihres Aufenthalts ihr Gewicht ungefähr verdreifachen, um fit für das Leben in Freiheit zu sein. Im Sommer wird 4-Mal täglich gefüttert – insgesamt frisst jeder Heuler während seines Aufenthalts ungefähr 120 Kilo Fisch. Den bereiten unter anderem Esther aus Hamburg und Michèle aus Nordrhein-Westfalen für die Fütterung vor. Sie gehören zum 7-köpfigen Freiwilligen-Team, das zur Zeit im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres oder eines Bundesfreiwilligendienstes die insgesamt über 20 Mitarbeiter in Friedrichskoog unterstützt.

Esther aus Hamburg gehört zum Freiwilligen-Team in Friedrichskoog. Bild: © G. Grunwald

„Hier muss jeder alles können, von der Betreuung der Besucher bis zur Reinigung der Aufzuchtbecken“, erzählt Esther. Gearbeitet wird in drei Schichten, von 5-22 Uhr. So früh am Morgen schon mit rohem Fisch hantieren?  „Ach, das ist halb so schlimm, eigentlich macht es sogar richtig Spaß“, findet Michèle. Auffällig ist bei allen Mitarbeitern die Begeisterung für die Arbeit und der Zusammenhalt im Team. Regelmäßig kommen „Ehemalige“ für ein paar Tage vorbei, um mit anzupacken. „Ich bleibe auch hier“, erzählt Michèle aus Nordrhein-Westfalen, die nach Ende ihres FÖJ in der Gegend eine Ausbildung beginnt. Sie freut sich, dass sie in der Nähe der Seehundstation bleiben kann. Auch Ulrike Meinfelder hat vor vielen Jahren in Friedrichskoog ein FÖJ absolviert – heute arbeitet sie hier als Tierärztin.

Kulleraugen und scharfe Zähne

Sie erklärt, dass es wichtig für die naturnahe Aufzucht ist, dass die Tier möglichst wenig Kontakt zu Menschen haben. Der gesamte Aufzuchtbereich ist für Besucher nicht zugänglich, Videokameras ermöglichen aber die störungsfreie Beobachtung der Jungtiere. Auch der Kontakt der Mitarbeiter beschränkt sich auf Fütterung und Gesundheitskontrolle. Und schließlich sind die Tiere, so niedlich sie mit ihren großen Kulleraugen aussehen, echte Raubtiere. „Wenn sie größer werden, fauchen sie auch schon einmal die Pfleger an.“ Auch vor den scharfen Zähnen muss man sich in acht nehmen, trotzdem ist die Fütterung ganz besonders beliebt: Wenn man mit seiner Wathose bis zur Taille im Wasser steht, umringt von hungrigen Heulern, „das ist die Belohnung für alles“, findet Esther.

Bild: © Seehundstation Friedrichskoog

Victoria Louise und Sir Heulalot

„Wie süüüüß…“, das hört man immer wieder, auch wenn die Besucher die Jungtiere nur aus der Ferne betrachten können. Dafür haben sie vom Informationszentrum „Seehund“ aus aber einen guten Blick auf Victoria-Louise, Sir Heulalot und wie sie alle heißen. Seehundpaten und Besucher können Seehundnamen vorschlagen – und natürlich gibt es dieses Jahr auch Seehund „Esther“ und Seehund „Michèle“. Die verrücktesten Namen in diesem Jahr? „,Schnitzel‘ und ,Spätzle‘. Die beiden kommen auf jeden Fall gemeinsam in ein Becken“, verspricht Ulrike Meinfelder. Im Idealfall bleibt ein kleiner Seehund ca. 60 Tage in einem der 11 Aufzuchtbecken, bis er erst in das Auswilderungsbecken umzieht und dann, in Absprache mit der Nationalparkverwaltung, in die Freiheit entlassen wird. Auch wenn in Friedrichskoog die Heuler im Mittelpunkt stehen, ist doch ein weiteres großes Ziel, den Besuchern ganzjährig diese Tiere und den Lebensraum „Meer“ nahe zu bringen.

Linke Flosse, rechte Flosse

Dabei helfen auch Seehund Snorre, Kegelrobbe Nemi & Co., die sieben ständigen Bewohner des naturnah angelegten Dauerhaltungsbeckens, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ausgewildert werden konnten. Bei den täglichen Fütterungen kann man nicht nur ganz aus der Nähe erleben, wie unterhaltsam die artgerechten Übungen sind, die die Pfleger mit ihren Tieren machen, man erfährt auch viel Wissenswertes über Haltung, Pflege und Eigenarten der Tiere – und, dass Seehund Lilli sogar linke und rechte Flosse unterscheiden kann. Noch mehr spannende Informationen bekommt man in der umfangreichen, an das Außenbecken anschließenden Erlebnis-Ausstellung zu den „Robben der Welt“ – hier vermitteln lebensgroße Exponate von Bartrobbe, Seebär oder Seeleopard und viele interaktive Mitmachstationen großen und kleinen Besuchern anschaulich einen Eindruck vom Leben in den Ozeanen.

In der Erlebnis-Ausstellung zu den „Robben der Welt“ mit ihren lebensgroße Exponate von Bartrobbe, Seebär oder Seeleopard bekommt man einen Eindruck vom Leben in den Ozeanen. Bild: © G. Grunwald

Auf dem gesamten Gelände verteilt dreht sich in interaktiven Mitmachstationenalles um Robbe und Co.  Bild: © G. Grunwald

Und natürlich kann man im langen verglasten Unterwasser-Tunnel die Dauergäste beobachten – oder aber sich von ihnen beobachten lassen: Vor allem der neugierige Snorre schaut sich gerne interessiert die großen und kleinen Menschen auf der anderen Seite der Scheibe an. Und wer sich wundert, warum Seehund Hein am liebsten auf dem Rücken schwimmt, kann einen der freundlichen Mitarbeiter fragen, der immer in der Nähe ist, um diese und andere Fragen zu beantworten.

Aktionstage und Robbenrallye

Darüber hinaus gibt es wechselnde Aktionen und Veranstaltungen für jedes Alter. Bei regelmäßigen Robbenrallyes können Groß und Klein die Station auf eigene Faust erkunden, bei Aktionstagen geht es zum Beispiel um Artenschutz oder Meeresverschmutzung.

Seehundsommerfest am 5. August 2019 von 10:00 – 18:00 Uhr

Seehundstation Friedrichskoog gGmbH
An der Seeschleuse 4
25718 Friedrichskoog
seehundstation-friedrichskoog.de